Ayahuasca Zeremonie zur Wintersonnenwende: Ein Erfahrungsbericht aus Ecuador
- Thomas Börner

- 21. Dez. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Sept.
Am 21. Dezember 2020, zur Wintersonnenwende, führte mich meine Reise durch Ecuador in die Andenregion, in den mystischen, häufig nebligen Krater von Pululahua – einen der wenigen bewohnten Vulkankrater der Welt.
Dort war ich mit Freunden, die ich auf meiner Reise dazugewonnen hatte, zu Gast bei dem jungen Schamanen Gabriel, seiner Frau Dayana und ihrer kleinen Tochter Gaia.
In dieser besonderen Zeitqualität, nach einem arbeitsreichen Jahr und den persönlichen Herausforderungen der Corona-Pandemie und zwei Infektionen, rief mich die Ayahuasca-Medizin zum zweiten Mal in meinem Leben.
Wir waren eine kleine, familiäre Gruppe von sechs Personen. Gabriel eröffnete den Abend, indem er uns von seinem Hintergrund erzählte: Zehn Jahre lang hatte er bei den Cofán in Kolumbien gelernt – einem indigenen Volk des Amazonas, das für sein tiefes Wissen über Heilpflanzen und den Ayahuasca-Gebrauch bekannt ist. Noch heute bezieht Gabriel die heilige Medizin aus dieser Tradition.
Die Zeremonie begann mit einer Reinigung durch Rapé – ein traditionelles Schnupfpulver aus feinstem Tabak (meist Mapacho) und Asche heiliger Hölzer. Rapé wird mit einem speziellen Blasrohr in die Nasenflügel eingebracht. Es wirkt klärend, öffnet die Sinne, reinigt Körper und Geist und hilft, sich auf die Zeremonie auszurichten.
Gabriel sprach Anrufungen an die Medizin und an die Kräfte der Wintersonnenwende – jenem Moment des Jahres, in dem die längste Nacht vergeht und das Licht neu geboren wird. Die Symbolik von Neubeginn und Chance auf Heilung am Ursprung durchzog die ganze Nacht.
Nachdem Gabriel uns einzeln den Ayahuasca-Tee reichte, zog es mich in den ersten Stunden nach draußen, in die kühle, klare Nachtluft. Unter dem Sternenzelt übergab ich mich – ein kraftvoller, befreiender Akt, bei dem sich Ballast von Körper, Geist und Seele löste. Die Sterne funkelten, die Naturgeister schienen zu sprechen, und ich spürte, wie die Natur selbst mich führte und von ihren Geheimnissen erzählte.
Zurück in der Hütte legte ich mich nieder. Mein Körper fiel in eine tiefe Trance, fast wie ein bewusster Traumschlaf. Die Gesänge Gabriels, begleitet von Trommeln, Rasseln und weiteren Instrumenten, trugen mich in die nicht-alltägliche Wirklichkeit. Dort wirkte Ayahuasca unmittelbar an meinem ganzen System – Körper, Geist und Seele wurden von dieser Kraft „behandelt“, ohne dass es Worte brauchte. Es war ein Geschehenlassen, ein Prozess des Vertrauens und der Hingabe. Wie ein Hund, der sich vertrauensvoll auf den Rücken legt, ließ ich mich streicheln. In dieser Nacht fühlte ich mich vom Spirit von Ayahuasca gehalten, ja, fast operiert. Es war ein lebendiger, heilsamer Dialog jenseits des Verstandes.
Am nächsten Morgen schloss Gabriel die Zeremonie mit Segensgebeten. Mit Bündeln aus Brennnesseln und anderen Kräutern strich er über unsere Körper, um uns vollständig zurück ins Hier und Jetzt zu bringen. Diese rituelle Reinigung half, die Energien zu ordnen und wieder in den Körper zu kommen.
Dayana empfing uns anschließend mit einem liebevoll zubereiteten ecuadorianischen Frühstück. Durch diese einfache, aber kraftvolle Geste spürte ich, wie Körper und Seele wieder ganz ankamen. Ich war GANZ zurück – erfrischt, erneuert, gestärkt.
Diese Zeremonie zur Wintersonnenwende war für mich eine zutiefst heilsame Erfahrung – ein Wiederankommen im Leben, im Körper, in der Verbundenheit mit Natur und Geist. Es war eine Erinnerung daran, dass wahre Wunder oft geschehen, wenn wir loslassen, vertrauen und uns dem Rhythmus der Schöpfung hingeben.
Ich danke Gabriel, Dayana und der kleinen Gaia für ihre Gastfreundschaft, ihre geteilte Lebensfreude und die Kraft ihrer Arbeit.
Rechtlicher Hinweis (Deutschland): Ayahuasca kann DMT (N,N-Dimethyltryptamin) enthalten. DMT ist in Deutschland ein nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel (Anlage I BtMG). Herstellung, Handel, Erwerb und Besitz sind grundsätzlich strafbar. Dieser Erfahrungsbericht dient ausschließlich der Aufklärung und ist keine Einladung zum Konsum.
















