Mein Verständnis von Seelsorge im schamanischen Raum
- Thomas Börner
- vor 3 Tagen
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Aktualisiert: vor 3 Tagen

Bewusstwerden im Gespräch
Klären im Ritual
Handeln im Alltag
Als ich 2021 meine Praxis eröffnete, war meine schamanische Identität klar und getragen: die Trommel vertraut, die Verbindung zu den Spirits lebendig, naturheilkundliche und rituelle Methoden erprobt.
Was jedoch noch offen und für mich zunächst spannend war: Welche Anliegen würden meine Schwestern und Brüder tatsächlich mitbringen – und welche Wege und Methoden würden wir wählen um Klärung und Harmonie herzustellen?
Schon in den ersten Monaten zeigte sich etwas Entscheidendes: Der schamanische Raum, den ich öffne und den die Spirits mit mir halten, ist vor allem ein Raum der echten Begegnung – mit einem Gegenüber auf Augenhöhe, einem achtsames Gespräch, das Halt und Entlastung schenkt, Ordnung in inneres Erleben bringt und sanft zur eigenen Wahrheit führt.
Mit den Jahren der Praxis und den Begegnungen mit Euch entwickelte sich hier ein bewährtes und heilsames Format der schamanischen Seelsorge:
Die haltende und ordnende Gesprächsführung wird ergänzt durch retrospektiv-analytisches Verstehen, nach vorn gerichtete, verhaltenstherapeutisch inspirierte Schritte und schamanische Heilweisen.
Dieses bewusst integrative Vorgehen würdigt Herkunft und Biografie, klärt und nimmt das Jetzt an und richtet den Blick auf heilsame Handlungen im Morgen. Dabei bleiben wir spirituell geerdet – im Dialog mit dem Selbst, den Kräften der Natur, den Ahnen und den Spirits.
Seelsorge bedeutet für mich, einem Menschen wirklich zuzuhören – mit Respekt, Verschwiegenheit und dem Willen, hilfreich zu sein. Sie geschieht meist im Zwiegespräch, in dem Kummer, Zweifel, Sehnsucht oder Entscheidungen geteilt werden können.
Seelsorge ist für mich nicht an eine Religion oder ein Bekenntnis gebunden, sondern offen für jeden Menschen. Sie fragt: Was braucht die Seele jetzt? Und sie begleitet dabei, Sinn, Orientierung und Mut zu finden – auch dann, wenn Sprache, Glaube oder Gewissheit fehlen.
Im schamanischen Verständnis ist der Mensch beseelt und Teil eines größeren Ganzen aus Naturkräften und geistigen sowie seelischen Energien. Schamaninnen und Schamanen haben seit jeher die Aufgabe, zu heilen, zu sehen, zwischen den Welten zu vermitteln, Übergänge zu begleiten und das Wohl der Gemeinschaft zu hüten.
In beratender und sorgender Funktion waren SchamanInnen die ersten PsychotherapeutInnen der Menschheitsgeschichte.
Mir fällt immer wieder auf, dass viele Elemente der modernen Psychotherapie höchst schamanisch daherkommen bzw. auf diese archaischen Ursprünge zurückgehen.
Schamanische Heilarbeit bewegt sich an den Schnittstellen zwischen Ritual, Therapie, Symbol- und Energiearbeit sowie der Gemeinschaft. In meiner Praxis bedeutet das, dass ich die alten Wurzeln achte und zugleich verantwortungsvoll mit moderner Heilkunde verbinde.
Was kannst Du von einer Sitzung bei mir erwarten?

Zunächst geht es um das Ankommen und Verbinden im schamanischen Raum. Ein Atmosphäre von Vertrauen und Angenommen werden soll geschaffen werden. Im Gespräch wird das Anliegen direkt benannt oder von uns beiden herauskristallisiert.
Danach schauen wir gemeinsam retrospektiv auf Prägungen, Muster und Auslöser, um zu verstehen, was wirkt und warum. Hier können wir auch den Rat der Spirits und den andersweltlichen Blick mittels der schamanischen Trancereise einfließen lassen. Oft erhalten wir hierüber auch bereits erste Impulse für mögliche Energie- und Ritualarbeiten.
Im nächsten Schritt richten wir den Blick nach vorn und erarbeiten konkrete, machbare Handlungen, die in den Alltag getragen werden können sowie schamanische Heil- und Energiearbeiten: Trommel, Rassel, Gesang, Räucherung, Gebet, Trancereisen, Seelenrückholung, Extraktionen, Segnungen, Abschiedsrituale sind weitere wesentliche Elemente der Seelsorge.

Zum Ende kommen wir ins Gespräch zurück und integrieren das Erlebte, damit klar wird, welche Einsichten und Schritte mitgenommen werden können.
Was diese Arbeit bewirken kann, ist vielfältig. Viele erleben eine tiefe Entlastung, weil ein sicherer Raum entstanden ist, in dem alles gesagt werden darf. Es entsteht Klarheit, weil sich ein roter Faden in der eigenen Geschichte zeigt. Es wächst Handlungsfähigkeit, weil konkrete nächste Schritte sichtbar werden. Und es stellt sich Verbundenheit ein, weil die eigene Seele wieder im größeren Gewebe von Natur, Ahnen und Geist gespürt wird.
Diese Form der Begleitung ist besonders geeignet für Menschen in Übergängen – in Beziehungen, im Beruf, beim Abschied oder Neubeginn. Für jene, die unter Druck, Trauer, Erschöpfung oder Sinnkrisen leiden, und für alle, die Orientierung in spirituellen Fragen suchen – mit oder ohne religiösen Hintergrund. Ebenso für Menschen, die ihre Beziehungs- und Handlungsmuster liebevoll verändern möchten und für alle, die die Kraft von Ritualen schätzen, um Wichtiges zu würdigen oder loszulassen.
Meine Haltung dabei:
Jede rituelle Handlung geschieht nur mit ausdrücklichem Einverständnis.
Alles, was im Raum geteilt wird, bleibt vertraulich.
Ich sehe den Menschen als ganz und fähig – nicht defizitär oder als Diagnose.
Und ich arbeite integrativ und komplementär: Schamanische Arbeit ersetzt nicht grundsätzlich eine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung, sondern ergänzt und vertieft sie.

Eine Begegnung im schamanischen Raum kann sich so anfühlen:
Ätherische Düfte, ruhige Klänge, gemeinsam Atmen, Worte, die sortieren.
Ein Gebet, einfach und echt.
Vielleicht ein Bild, das auftaucht – ein Fluss, der weiterfließt. Ein Bündel, das leichter wird.
Manchmal Tränen, oft ein Lächeln am Ende.
Das Gefühl: Ich bin gemeint. Ich bin gehalten. Ich kann gehen.
So lade ich Dich ein:
Komm mit Deiner Geschichte – und geh mit einem neuen Kapitel.